Empathie und ihre Relevanz für die Politik →
Verständnis first! Es fehlt an einer Priorisierung der Einsatzfelder und Anstrengungen →
Kreativität und Reflexion fördern →
Wir benötigen Hilfsmittel, um das Beste aus uns herausholen zu können →
Fortlaufende Kommunikation und schon im Vorfeld Lösungsszenarien erarbeiten →
Empathie und ihre Relevanz für die Politik
Empathie ist die Grundlage für soziales Zusammensein und eine gesunde Zivilisation. Empathie und Egoismus schließen sich nicht aus. Eine gesunde Portion Egoismus ist wichtig, um sich ausreichend um die Erfüllung der Bedürfnisse der eigenen Person oder der nahestehenden Personen zu kümmern. Es gibt jedoch Menschen ohne nennenswerte Empathie, d. h. sie empfinden es als unerträglich anstrengend, sich in andere Menschen hineinzuversetzen oder sie können es einfach nicht. Ohne Empathie ist man ganz automatisch egozentrisch und sieht die Bedürfnisse anderer Menschen einfach nicht. Und ohne Empathie kann man wichtige Zusammenhänge nicht erkennen und zwar all jene, die in irgendeiner Weise mit zwischenmenschlichem Handeln zu tun haben – also in der Politik fast alle (außer die Zusammenhänge, die ausschließlich auf rechtlichen Vorgaben basieren). Einem Egozentriker fehlt eine ganze Dimension, so dass er quasi auf einem Auge blind ist. In technischen Wissenschaften sind unempathische Menschen hingegen oft überlegen, weil sie sich nicht durch Gefühle ablenken lassen.
Wäre die Mehrheit der Menschen nicht zu Empathie fähig, würden keine 8 Milliarden Menschen auf unserer Erde leben. Denn vorher hätten sich die kleinen Volksstämme in Kämpfen um Macht, Nahrung, sauberes Wasser oder saubere Luft entweder gegenseitig umgebracht oder sie wären massenweise an Krankheiten gestorben (z. B. aufgrund fehlender Auflagen bzgl. Nahrungs- und Umweltqualität oder hinsichtlich Impfungen).
Menschen mit wenig Empathie verfolgen fast ausschließlich die eigenen Interessen. Wenn die Wahrnehmung dann beispielsweise durch persönliche Schicksalsschläge oder narzisstische Tendenzen verzerrt ist und das Urvertrauen fehlt, muss ein Schuldiger für das eigene Unwohlsein gefunden werden, um die fehlende Kontrolle zu ertragen oder mit verdrängten Selbstzweifeln umgehen zu können.
Politiker sollten selbstverständlich immer empathische Persönlichkeiten sein, denn nur diese können neben ihren eigenen Interessen auch die Interessen Andersdenkender erkennen, erfassen und mit einfließen lassen. Nur so kann das gesamte Volk bei politischen Entwicklungen berücksichtigt werden.
Wenn Menschen an die Macht kommen, die wenig oder keine Empathie empfinden können, werden sie ihre Handlungen und Strategien immer an ihren eigenen Bedürfnissen festmachen. Und diese eigenen Bedürfnisse können – je nach Schicksalsschlag oder Tendenzen im persönlichen Umfeld – schwanken. Ein unempathischer, labiler Mensch, der beispielsweise stark von Post-Vac betroffen ist, kann zum Demokratiegegner, weil er die für die Impfpflicht verantwortlichen Regierungsparteien sofort abwählen möchte und sich stattdessen bei einer Partei wohl fühlt, die sich möglichst stark von den Parteien der Mitte unterscheidet. Wäre der gleiche Mensch nicht durch die Corona-Vorgaben betroffen gewesen und stattdessen von einem Tornado schwer verletzt, hätte er sich stattdessen in Richtung Klimaaktivist* entwickelt und würde die derzeitige Regierung und die Grünen unterstützen. Denn er sieht jeweils nur seinen eigenen Vor- oder Nachteil.
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Um zu vermeiden, dass es bald mehr nichtempathische als empathische Menschen gibt und so das friedliche Miteinander der Menschheit zerstört wird, müssen wir offensichtlich genau jetzt handeln. Doch was können wir tun?
Verständnis first! Es fehlt an einer Priorisierung der Einsatzfelder und Anstrengungen
Wichtiger als die Investitionen von Fördergeldern in Kunst oder Raumfahrt wären Investitionen in die Findung von Ansätzen zur Vermeidung von Leid im Hier und Jetzt und der nahen Zukunft. Im Mittelpunkt sollte das Ermitteln nachhaltiger Strategien stehen. Es braucht explizite Abläufe zur Sicherung sowohl von Frieden also auch der Grundbedürfnisse, die wiederum die wichtigsten Voraussetzungen für eine friedvolle Welt sind. Um dies zu schaffen, müssen wir einander verstehen und respektieren (wobei Respekt automatisch entsteht, wenn wir unser gegenüber in seinen Handlungen und Entscheidungen nachvollziehen können). Und hier kommen die Gesellschaftspsychologie, die Soziologie und das Erfordernis interdisziplinärer, globaler Systeme ins Spiel. Den größten Einfluss auf unsere soziale Kompetenz haben Erfahrungen in der Kindheit, insbesondere mit anderen Kindern, also in der Schule. Wir brauchen also in der Schule nicht nur ein paar Stunden Ethik-Unterricht, sondern eine Lehre zur Bildung sozialer und struktureller Kompetenzen, darunter natürlich Empathie, Offenheit, Toleranz sowie die Fähigkeit, nachhaltige Strategien zu entwickeln. Wissensinhalte sollten in den ersten Schuljahren immer in Zusammenhang mit der Bedeutung für den Menschen als soziales Wesen vermittelt werden. Alles andere lässt sich lehren, wenn sich die Persönlichkeit stabilisiert hat und (abgesehen von Grundlagen) es tatsächlich benötigt wird.
Aufklärung, Kreativität und Reflexion fördern
Gerade jetzt – in Zeiten der Ausweitung künstlicher Intelligenz – ist es wichtig, die „überflüssig“ werdenden humanen Ressourcen für die zentralen humanen Stärken zu nutzen: Kreativität und das Erkennen sozialer Erfordernisse. Um diese Gaben vernünftig nutzen zu können, ist darüber hinaus eine umfassende Aufklärung über die Zusammenhänge nicht nur zu den entsprechenden Sachthemen, sondern auch und vor allem im Bereich auf Gesellschaftspsychologie und Gesellschaftspolitik nötig. Und damit die Stabilisierung der Gesellschaft auch nachhaltig sein kann, ist es nötig, dieses Wissen nicht nur den Entscheidern in politischen Ämtern, sondern so gut es geht der gesamten Bevölkerung zugänglich zu machen (und sie im Optimalfall auch selbst zu Entscheidern zu machen).
Wir benötigen Hilfsmittel, um das Beste aus uns herausholen zu können
Wir brauchen menschliche Köpfe, die die KI mithilfe der menschlichen Stärken ergänzt und leitet. Diese Stärken müssen wir jedoch erkennen, bevor wir sie an der richtigen Stelle nutzen können. Nicht jeder Mensch ist selbstreflektiert genug oder hat genug Zeit und Muße, sich selbst zu verstehen bzw. zu erkennen, denn das kann – gerade bei komplexen Persönlichkeiten – Jahre dauern (wenn man überhaupt die Gelegenheit dazu bekommt). Ein Instrument, unsere menschlichen Stärken besser zu nutzen, wäre ein Tool, das es uns ermöglicht, die eigenen Stärken und Schwächen, Talente, Persönlichkeitseigenschaften und der psychologischen Tendenzen und Verzerrungen, die wir vielleicht einschneidenden Erlebnissen oder verdrängten Erfahrungen zu verdanken haben, offenzulegen. Damit können wir perfekt passende Berufe finden und somit nicht nur die Effizienz und somit das Bruttosozialprodukt und den allgemeinen Wohlstand erhöhen, sondern auch unser persönliches Wohlbefinden optimieren.
Fortlaufende Kommunikation und schon im Vorfeld Lösungsszenarien erarbeiten
Das zentrale Problem sind nicht die konkreten politischen Krisen, sondern dass man erst dann kommuniziert, wenn ein Problem schon da ist, anstatt im Vorfeld bewusst Bedarfe erkennt und nachhaltige Lösungen bzw. Verfahren etabliert. Wir brauchen also auch noch ein Instrument, das die Stimmung in der Bevölkerung kontinuierlich widerspiegelt. Hierbei geht es nicht um Kontrolle, sondern um die Nutzung des Internets für Transparenz und echte Demokratie.
Transparenz
Misstrauen basiert – neben psychischen Verzerrungen – auch auf fehlenden Informationen. Informationen können fehlen, weil sie nicht heranziehbar sind, nicht zu erfassen sind oder weil es sie (noch) nicht geben kann. Aber sie können auch fehlen, weil sie nicht preisgegeben werden möchten. Wenn also Informationen fehlen, kann immer die Vermutung im Raum stehen, dass sie absichtlich unterschlagen werden. Je mehr Informationen also bei kritischen Themen – gerade bei denen, die Verschwörungstheorien heraufbeschwören – öffentlich bekannt sind, desto weniger Angriffsfläche steht Populisten zur Verfügung.